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Inklusion kann gelingen – gemeinsam! Diskussion mit der Familienausschussvorsitzenden des Deutschen Bundestags
Inklusion kann gelingen – gemeinsam! Diskussion mit der Familienausschussvorsitzenden des Deutschen Bundestags
Deutschland ist Schlusslicht beim Thema Inklusion. Das soll sich mit einer Reform der Kinder- und Jugendhilfe ändern. Die Jugendhilfe soll inklusiv werden. Wie das gelingen kann, darüber diskutierten Fachleute aus der Praxis mit der Vorsitzenden des Familienausschusses des Deutschen Bundestages Ulrike Bahr beim „Pari Talk“ am 18. April auf Einladung des Paritätischen in Bayern.
Kinder sind Kinder – unabhängig davon, ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Das klingt eigentlich selbstverständlich. Und doch fiel dieser Satz häufig bei der Diskussion am gestrigen Abend. Denn in Deutschland wird immer noch ein Unterschied gemacht: Für Kinder mit Behinderung sind in Bayern die Bezirke zuständig. Ihre Belange sind im 9. Sozialgesetzbuch geregelt. Für alle anderen Kinder sind die Jugendämter der Kommunen zuständig, die auf Basis des 8. Sozialgesetzbuches arbeiten. Klingt kompliziert und bürokratisch? Das ist es auch! Die Folge: Familien werden von einem Amt zum nächsten geschickt, weil die häufig damit beschäftigt sind, ihre Nichtzuständigkeit für bestimmte Leistungen zu erklären. Bis die Hilfe bei den Familien ankommt, dauert es, falls die Familien nicht schon vorher aufgegeben haben. Wie hoch die Hürden für Familien sind, davon berichteten die Praktiker*innen aus ihrem Arbeitsalltag.
Mit einer (weiteren) Reform des Kinder- und Jugendhilferechts soll sich das ändern. Künftig soll das 8. Sozialgesetzbuch für ALLE Kinder zuständig sein. Die Kinder- und Jugendhilfe und die Eingliederungshilfe – zwei völlig unterschiedliche Systeme – sollen zusammenwachsen. Die Bundesregierung hat dafür einen umfassenden Beteiligungsprozess durchgeführt. Der Abschlussbericht soll im Mai veröffentlicht werden. Parallel wird im Familienministerium an einem Gesetzentwurf gearbeitet, auf den alle gespannt warten. „Wir wissen selbst noch nicht, was darin stehen wird“, erzählt Ulrike Bahr. Unstrittig sei das Ziel, dass die Kinder- und Jugendhilfe inklusiver werden müsse und Familien Unterstützung aus einer Hand erhalten sollen. Wenn es um die Details geht, gehen die Ansichten auseinander. Vor allem, wenn’s ums Geld geht. „Die Reform kann nicht kostenneutral funktionieren!“, ist Ulrike Bahr überzeugt.
Das sieht auch der Paritätische so: „Wir brauchen die Bereitschaft und den politischen Willen, in das System einer inklusiven Kinder- und Jugendhilfe zu investieren“, forderte Juliane Meinhold, Abteilungsleiterin Soziale Arbeit beim Paritätischen Gesamtverband. Zentrales Anliegen des Verbands ist, dass die Kinder und Jugendlichen, um die es geht, mehr Gehör finden. Ihre Bedürfnisse müssen handlungsleitend sein.
Bei den Gesprächsteilnehmer*innen des Abends ist die Sorge groß, dass es doch nur eine Verwaltungsreform wird und sich die Situation für die Kinder und Jugendlichen und deren Familien nicht spürbar verbessern wird. Ulrike Bahr zeigt sich dennoch optimistisch: "Die inklusive Ausgestaltung der Kinder- und Jugendhilfe ist fachlich nicht mehr umstritten. Gerade in Bayern wird die Zusammenführung von Eingliederungshilfe und Jugendhilfe eine große Herausforderung, aber bietet auch ebenso große Chancen: Wir werden das Kind, seine Bedarfe und seine Familie in den Mittelpunkt stellen, nicht die alten Verwaltungslogiken. Schon in der Vorbereitung passiert viel Gutes, zum Beispiel dieser „Pari Talk“, bei dem die Fachleute aus Eingliederungshilfe und Jugendhilfe in einen echten Austausch auf Augenhöhe treten."
Dass Inklusion auch ganz einfach umzusetzen ist, zeigte Silvio Gödickmeier von Startklar Soziale Arbeit aus dem Berchtesgadener Land. Zusammen mit der Lebenshilfe haben sie eine inklusive Sozialpädagogische Familienhilfe entwickelt und umgesetzt. Man kann Inklusion auch einfach machen! Gemeinsam.
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